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Marius Hein (IPBS 2013) über die Coronakrise als Chance

ESB-Alumnus Marius Hein (IPBS 2013) ist seit Oktober 2019 Geschäftsführer beim Digital Career Institute (ehemals Devugees) in Berlin. Als NGO bietet das Unternehmen verschiedene Weiterbildungskurse für den Quereinstieg in digitale Berufe an. Im Zuge der Corona-Krise hat das DCI sein Geschäftsmodell quasi über Nacht weiterentwickelt und konnte schnell auf Online-Unterricht umstellen. Wir haben mit Marius über diese spannende wie lehrreiche Zeit gesprochen.

 

 

+++ Best of Europolitan 2/2020 +++ 

 

Dies ist ein Auszug aus dem Artikel aus unserem Vereinsmagazin, den gesamten Artikel findest Du im Europolitan 2/2020 (Login nötig).

 

Europolitan: Marius, viele unserer Alumni kennen das Digital Career Institute vermutlich noch nicht. Erzähl uns bitte kurz, was ihr macht und wie es dazu kam. 

Marius: Unsere Gründer betreiben alle eigene Start-ups in Berlin und suchten vor vier Jahren vergeblich nach Entwicklern, außerdem beobachteten sie den wachsenden IT-Fachkräftemangel in Deutschland. Als dann 2015 eine große Anzahl an Geflüchteten nach Deutschland kam, wollten sie mit der Gründung des Digital Career Institute (ehemals Devugees) einen unternehmerischen Beitrag für diese Menschen leisten.

 

Aufgrund ihres Hintergrunds im Technologie-Sektor sowie dem bestehenden Bedarf an IT-Fachkräften in Deutschland entstand schlussendlich die Idee, Geflüchtete zu Webentwicklern auszubilden. Unsere Teilnehmer besuchen dafür bis zu 16-monatige Weiterbildungskurse in den Bereichen Webentwicklung, Online Marketing oder Systemadministration.

 

Heute, vier Jahre später, blicken wir bereits auf über 300 Absolventen aus allen sozio-ökonomischen Schichten. Diesen Menschen mit ihren außergewöhnlichen Lebensläufen und oft auch erschütternden Erfahrungen können wir durch unser Angebot eine neue berufliche Perspektive für eine Karriere im digitalen Sektor ermöglichen. Damit tragen wir auch dazu bei, den enormen IT-Fachkräftemangel zu lindern, der Ende 2019 laut Bitkom bei insgesamt 124.000 offenen Stellen in Deutschland lag.

 

Ihr habt im Zuge der Krise euer gesamtes Geschäftsmodell über Nacht auf den Kopf gestellt. Erzähl uns doch ein bisschen mehr dazu. 

Wenn ich eines aus dieser Krise gelernt habe, dann dass man in solchen Zeiten Dinge umsetzen kann, die man nie für möglich gehalten hätte. In unserer ursprünglichen Planung war das Thema Remote Learning & Online Education eigentlich für frühestens Ende 2020 geplant, zum einen aus Kapazitätsgründen, zum anderen aber auch weil wir geglaubt haben, die Organisation zunächst dafür sensibilisieren zu müssen.

 

Bisher fanden unsere Kurse komplett offline an unseren Standorten in Hamburg, Düsseldorf, Berlin und Leipzig statt. Als sich die Situation wegen der Corona-Pandemie Anfang März zuspitzte, haben wir gemerkt, dass wir schnell handeln und eine Entscheidung für einen potentiellen Lockdown treffen müssen. So haben wir die Voraussetzungen geschaffen, um alle Auflagen für die Zertifizierung eines Online-Kurses zu erfüllen. Es wurde außerdem eine Taskforce gegründet, die sich nur um dieses Thema gekümmert hat. Als es dann so weit war, konnten wir innerhalb von zwei Tagen alle technischen Voraussetzungen schaffen und waren der erste Bildungsträger, der offiziell online unterrichten durfte.

 

Weiterhin haben wir so die Möglichkeit geschaffen, nicht nur an unseren aktuellen Standorten Kurse anzubieten, sondern können nun in ganz Deutschland Menschen durch einen Weiterbildungskurs bei uns den Einstieg in die Digitalwirtschaft ermöglichen. Einen solch großen Schritt hätte ich noch Anfang des Jahres nicht für möglich gehalten.

 

Was hast du für dich persönlich aus der Krise mitgenommen und gelernt? 

Ich sehe diese Krise als Herausforderung, aber auch zugleich als riesige Chance. Keiner hatte bisher Erfahrungen mit so einer Situation, daher gibt es wenig, auf das man zurückgreifen kann – man muss eigenständig Lösungen finden. [...]

 

Inwiefern hat dir die Ausbildung an der ESB geholfen, die Herausforderungen der letzten Monate zu meistern? 

Da sehe ich zwei Punkte: Zum einen merke ich aktuell einmal wieder, wie wichtig in solchen Zeiten ein gutes Netzwerk ist, das einen auffängt und wo man sich einen Rat holen kann. Ich tausche mich aktuell enorm viel mit anderen ESBlern aus, um zu hören, welche Auswirkungen die aktuelle Situation auf ihre Unternehmen hat, und um zu verstehen, wie dort mit dieser Situation umgegangen wird.

 

Der zweite wichtige Punkt ist für mich die Offenheit für neue Situationen. Wir haben während unseres Studiums an der ESB an so vielen verschiedenen Orten gelebt und mussten uns immer wieder in neuen Umgebungen zurechtfinden. Dieser Werdegang hilft mir aktuell enorm, jede Herausforderung auch als Chance zu sehen und zu überlegen, was wir daraus für die Zukunft lernen können oder auch welche neuen, zuvor undenkbaren Möglichkeiten sich daraus ergeben können.

 

Marius, vielen Dank für das Gespräch! 

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